Mit 2 LAVERDAs auf Korsika - Teil 3

4.Tag: Tour 2 Bonifacio und Col de Bavella ( km 909 - 1200 )

Über Nacht hatte der Wind gedreht und die Luft kühlte merklich ab.

Früh aufstehen war wichtig denn nach Acht war der Bäcker schon wieder weg und somit das Frühstück auch aber ich habe es jeden Morgen rechtzeitig geschafft. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es dann los zur Tankstelle ( da wir sie täglich aufsuchten waren wir hier natürlich schnell bekannt ) und dann ab in den Süden. Da wir relativ früh in Bonifacio sein wollten nehmen wir den Ostküstenhighway.

Zunächst geht es fast immer nur geradeaus und alle 20 Kilometer kommen wir durch ein völlig überfülltes Urlaubsparadies.

Erst zwischen Solenzara, der grössten Touristenhochburg und Fautea macht das Motorradfahren wieder richtig Spass. Die Strasse schlängelt sich kurvenreich an der Küste entlang jedoch wird der Verkehr langsam auch stärker und schwillt bis Porto-Vecchio schon besorgniserregend an. Zum Glück gibt es hier jedoch eine Umgehungsstrasse und so sind wir kurz hinter der Stadt schon wieder fast ganz alleine unterwegs. Die letzte lange Gerade bis Bonifacio ist ein typischer Highway in bevölkerungsarmer Gegend: immer geradeaus und dabei hoch und runter und hoch …richtig einschläfernd. Völlig überrascht werden wir plötzlich von einigen rechts-links Kombinationen aus der Ruhe gerissen die uns anschliessend in die Stadt entlassen.

Bild – Festung von Bonifacio!

Der beste Platz mit den kürzesten Wegen ist bekanntlich das Altstadtzentrum also der Bimmelbahn hinterher und direkt am Stadttor geparkt. Die Motorräder parken hier in jeder Gasse und wenn sie nur 1,00 m breit sind und davon gibt es hier genügend. Gern hätte ich mal gesehen wie die hier reinfahren aber den Gefallen tut mir keiner. Mit dem grandiosen Ausblick auf Sardinien und einigen gewagten Höhepunkten der Architektur ist der Ort vollkommen auf den Tourismus ausgerichtet.

Der Hauptstrassenzug beherbergt ein Restaurant neben dem anderen (wörtlich nehmen) und alle sind randvoll besetzt. Die Seitengassen bieten das Übliche wie Handtücher, Tee-Shirts, Tassen, Becher …. und natürlich alles mit korsischem Aufdruck sowie Häuser mit Gedenktafeln die davon berichten wann wichtige Leute hier übernachtet haben. Nach einer halben Stunde haben wir genug gesehen und da es wieder heiss wird fahren wir weiter. Bis Porto-Vecchio nehmen wir wieder die gleiche Strecke biegen dort aber ab auf die D368 in Richtung Col de Bavella. Ich habe zwar schon fast alle Alpenpässe gefahren aber das was jetzt kam war der Hammer.

Die Passhöhe von 1218 m hört sich zwar nicht gerade gigantisch an aber auf der ca 80 Kilometer langen Auf- und Abfahrt hat die Mittelrille vermutlich kein Zehntel an Profil verloren. Es reit sich Kurve an Kurve, schnelle, langsame, schliessende, öffnende… und hinter Ospedale nur noch durch hohe Kiefernwälder. Ein Stausee der die Trinkwasserreserve der Südinsel darstellt bringt eine kurze Verschnaufpause mit etwas kühlerer Luft. Etwas später durchfahren wir Zonza und wundern uns noch über den Verkehr als kurz darauf eine Trabrennbahn mitten im Wald auftaucht wo viel Umtrieb herrscht. Danach wird es richtig hochalpin.

Felswände begrenzen die Fahrbahn auf einer Seite und die fast senkrecht abfallende Wand ins Criviscia-Tal die andere Seite bevor wir die "Dolomiten Korsikas" erreichen. Die zwei Bedienungen am Passrestaurant sind mit dem Besucherstrom völlig überlastet und so fahren wir denn wieder hinunter. Der Fluss Solenzara der sich hier in die Tiefe stürzt sorgt für allerlei Verkehrsstörungen. Man muss immer aufpassen denn hinter der nächsten Kurve könnten wieder einige Autos stehen deren Besitzer sich auf den grossen Steinen am Gebirgsfluss sonnen. Der Fluss wird nun immer breiter und bietet somit auch immer mehr Badegästen ein hitziges Plätzchen was für uns heist: langsam fahren und immer einen Finger am Bremshebel. Dieser Pass schafft uns richtig t und so geniessen wir das anschliessende Wellenbad in vollen Zügen.

5.Tag: A Furesta (0 – 6 km zu Fuss )

Bild – Aussicht beim Frühstück!

Heute gibt es "Extremrelaxing". Nachdem das Frühstück verstaut ist wird die Terrasse gestürmt und als es später zu heiss wird machen wir eine Strandwanderung mit unzähligen Bade- und Bar-Pausen die sich bis in den Abend zieht.

6.Tag: Cap Corse ( 1200 – 1454 km )

Zunächst rollen wir auf der verstopften N198 nach Bastia und weiter bis Erbalunga. Erst hier löst sich der Verkehr wieder auf. Jetzt gibt es nur noch ab und zu Ortschaften zwischen denen wir genüsslich die Reifenflanken abfahren können. Die Strasse verläuft fast immer direkt an der faszinierenden Küste entlang, sodass wir erst in Marine de Meria anhalten. Nach einem starken Cappuccino und einer verdunstenden Cola geht es weiter nach Macinaggio, dem letzten Ort an der östlichen Küstenstrasse. Selbst die Touristenmassen können dem kleinen Hafen nicht den Flair nehmen.

Eigentlich fehlt nur noch der alte Dreimaster mit der Totenkopfflagge um das Bild abzurunden. Die Strasse wird nun zur Katastrophe. Schlaglöcher und Reparaturen mit Sand lösen sich ab, und das in nicht enden wollenden Kurven. Nach 15 Kilometern erreichen wir das Ende der Baustelle in Ersa. Wir folgen hier der D253 die zu den beiden nördlichsten Orten der Insel abzweigt.

Das schmale Strässchen ist in einem hervorragenden Zustand und ausser uns will anscheinend niemand an die Nordküste. Barcaggio, der grössere Ort ist recht ansehnlich und besitzt auch einige Übernachtungsmöglichkeiten während Tollare eher einer Kaserne gleicht wo der Zaun entfernt wurde. Die D153, die uns wieder zur Hauptstrasse zurückbringt, ist recht schwierig zu fahren, da sie sehr wellig und voller Schlaglöcher ist, aber es sollte noch schlimmer kommen.

Bild – Nordwestküste!

Nachdem wir kurz darauf am Col de la Serra zum ersten Mal an die Westküste kommen, erwarteten uns 30 Kilometer Schotterpiste der schlimmsten Art. Die Verkehrsführung ist atemberaubend: Mal runter zum Meer, dann wieder hoch entlang der steilen Küste aber das Ganze bei max. 40 km/h und mit beiden Füssen abstützbereit. Irgendwann nach Pino wird die Strasse dann besser und es fängt an richtig Spass zu machen. Man hat es inzwischen verdrängt dass bei jeder schnellen Linkskurve (teilweise ohne Absperrung) nach einem Meter der 100 m tiefe Abgrund zum Meer lauert.

Irgendwann kommen wir an einem riesigen stillgelegten Asbestwerk vorbei und wenige Kilometer später an einem Kiesstrand, der vom Abraum des Werkes ganz schwarz ist. Am Punta Vecchiaia verlässt die Strasse das Meer und so gönnen wir uns eine weitere Pause bei Patrimonio wo einer der besten Weine Korsikas angebaut wird. Über St. Florent und den Bocca di Santu Stefanu geht es nun durch das Defile de Lencone, eine tiefe Schlucht, zurück zur N 193, wo wir wieder in die Rushhour von Bastia eintauchen, die sich erst kurz vor unserem Feriendomizil auflöst.

7.Tag: Ruhepause

Bild – Unser Parkplatz!

Heute ist wieder einmal Grillen auf der Terrasse angesagt. Die Bewegung beschränkt sich auf 250m zum Strand und zurück sowie des öfteren zum Kühlschrank. Ausserdem verlangen unsere Motorräder nach einem technischen Dienst denn auch sie haben einiges an Flüssigkeit verbraucht.

8.Tag: Nordwestinsel (1454 – 1821 km )

Nach dem Ruhetag nehmen wir heute die Mammutstrecke in Angriff. Zunächst die schon bekannte Strecke durch das Tavignano-Tal nach Corte um dann auf einem kurvenreichen Nebensträsschen, der D18, durch die karge Gegend nach Norden zu fahren. Bei Castirla fällt die Strasse dann plötzlich steil ins Golo-Tal hinab was für uns richtig Arbeit bedeutet. Unten angekommen sind wir jetzt richtig wach und tauchen in die Scala di Santa Regina ein.

Eine gut ausgebaute Strasse bringt uns durch diese bizarre Granitschlucht hoch zum Calacuccia-Stausee. Hier öffnet sich eine breite Hochebene und in den Orten um den See herrscht reges Treiben. Die Cafes an der Strasse sind gut gefüllt und so machen wir erst einmal Pause wobei uns ein laues Lüftchen abkühlt. Wildschweinhorden kreuzen unseren weiteren Weg hinauf zum Col de Vergio (1477m), dem höchsten Pass auf der Insel. Die schon wieder mal kurvenreiche Strasse windet sich durch einen nicht enden wollenden Kiefernwald nach oben.

Bild – Scala di Santa Regina!

Kurvenreich heisst auf Korsika: alles was schneller ist als 50 km/h grenzt an Selbstmord aber das Wedeln durch diese engen Kurven ist Spitzenklasse auch wenn es unheimlich anstrengend ist. Oben angekommen erwartet uns eine grandiose Fernsicht zum einen zurück ins Valdu-Niella und zum anderen vorwärts bis zum Meer an der Westküste. Hier oben ist es frisch und so geht es bald wieder weiter durch einen riesigen stark duftenden Kiefernwald der erst kurz vor Evisa einem ebenso quirligen Bergdorf wie vorher Calacuccia auf der anderen Seite des Vergio aufhört. Hinter dem Ort öffnet sich vor uns der Georges de Spelunca die tiefste Schlucht Korsikas und vermutlich auch von ganz Frankreich.

Bild – Wildschweine an jeder Ecke!

Der Georges du Verdun in Südfrankreich ist eine Lachnummer dagegen. Die Schlucht fällt neben der Strasse die am Hang klebt hunderte von Metern fast senkrecht in die Tiefe. Hier ist nichts mit spazierengucken, man muss immer wieder anhalten um diesen Ausblick zu geniessen. Steil geht es nun nach unten und immer wieder erstaunt man beim Anblick hinter der nächsten Kurve. Auf der gegenüberliegenden Seite klebt das Örtchen Ota wie ein heller Farbklecks an der Wand, doch wir sparen uns den Abstecher da wir noch eine weite Strecke vor uns haben und es ist schon nach Mittag. Unten in Porto fahren wir durch einen Eukalyptuswald bis zum Hafenbecken. Der Naturhafen ist von rotem Granit umsäumt und auf einem Fels im Hafenbecken thront ein viereckiger genuesischer Turm.

Der Platz und die Häuser im Hafenbereich sind alle ziemlich frisch renoviert und entsprechend teuer ist dann auch der Eisbecher. Sehr positiv: auf dem Platz entlang der Kaimauer dürfen nur Motorräder parken. Nach einer Pause fahren wir weiter auf der D 81 nach Norden. Zwei bis dreihundert Meter hoch windet sich die Strasse entlang der Steilküste, dann weg vom Meer und kurz darauf wieder zurück. Zum Glück gibt es weder Wohnmobile noch Busse denn das würde auf dieser schmalen Strasse garantiert zu einem totalen Verkehrschaos führen. Am Col de Palmaella verlassen wir die Küste nun für eine längere Zeit und rauschen durch die duftende Macchia ins Fangotal. Das Flussbett des Fango ist ausgetrocknet aber an der Breite des Kiesbetts kann man sich leicht vorstellen wie das Wasser nach der Schneeschmelze hier herunterkommt.

Bild – Hafenbecken von Porto!

Auf der anderen Seite des Fango angekommen gibt es zwei Möglichkeiten um nach Calvi zu kommen, entweder über die Küstenstrasse oder durch das Landesinnere. Da wir erst einmal genug haben von den vielen Kurven (doch ist echt wahr), nehmen wir die Strasse durchs Hinterland. Endlich mal wieder über 100 km/h – die Kerzen werden freigebrannt. Calvi, wie auch alle anderen Orte an der Nordwestküste, ist eine typische Touristenhochburg. Das Schild zur Altstadt war nicht so einfach zu finden zwischen den vielen Hinweisen zu Hotels, Restaurants und Bars, doch irgendwann stehen wir vor der Zitadelle. Überall nur Hinweise auf den Geburtsort von Christoph Columbus. Die Hotels heissen Columbo, Columbu, Columba …Nachdem Motorrad und auch wir wieder einigermassen abgekühlt sind fahren wir zügig auf der vierspurig ausgebauten Strasse an den Tourismuszentren vorbei und nach L'ile Rousse sind wir wieder fast alleine unterwegs und kühlen uns bei erhöhter Geschwindigkeit wieder ab bis wir nach Porto Leccia kommen.

Eine letzte Pause mit Cola und Panaché und kurz darauf die einzige Reparatur an der 1200er – ein Auspuffgummi war gerissen. Nicht weiter schlimm denn hier liegt überall ein Stück Draht rum und so geht es nach erfolgter Notreparatur weiter über Ponte Novu wo Frankreich vor langer Zeit den Aufstand der Corsen beendete. Kurz vor dem Kreisverkehr in Casanozzu wo die inzwischen altbekannt Strasse nach Süden beginnt winken uns zwei Herren in blauen Hemden und mit blauen Mützen aus einem angrenzenden Parkplatz laut rufend zu ….leider habe ich gerade keine Hand frei zum zurückwinken da ich mit dem Anbremsen an die leichte Linkskurve vor uns beschäftigt bin. Es ist übrigens nicht das erste Mal das meine "Dicke" für Aufsehen sorgt, bildet sich doch immer wieder eine Gruppe um die LAVERDA, die inmitten eintöniger Boxer- und Goldwingkultur hervorsticht. Es ist spät geworden als wir endgültig absteigen und deshalb fällt das Bad im Meer heute aus.

Teil 4 der letzte Teil folgt demnächst!

Viele Grüsse von Hekl und Doris