Mit 2 LAVERDAs auf Korsika - Teil 4

9.Tag: Schwitzen

Der Wind ist heute so stark das sogar ein Teil des Strandes verschwindet und das Meer plötzlich von Surfern übersäht ist. Die einzige Fahrt geht heute zum Supermarkt und wieder zurück.

10.Tag: Südwestinsel ( 1821 – 2116 km )

Auf unserer letzten Tour geht es zur Landeshauptstadt nach Ajaccio. Kurz nach Aleria biegen wir ab auf die D343 nach St.Antoine. Ab hier wird es für die nächsten 80 km wieder endlos kurvig. Zunächst fahren wir durch die Schluchten Defile de L’Inzecca und Defile e Strette zum Bergdorf Ghisone. Hier biegen wir ab auf die D69, einem geteerten Waldweg der stetig nach oben geht. Es sind zwar nur 17 Kilometer aber da wir ausser einigen Wildschweinen nichts als Bäume und Berge sehen macht sich Doris schon Sorgen ob wir hier mal wieder irgendwann rauskommen. Wir kommen, und zwar am Col de Verde (1289m).

Die Abfahrt ist genauso wie die Auffahrt, lediglich die Verkehrsteilnehmer haben sich geändert. Ausser den Wildschweinen (natürlich wie immer nach einer nicht einsehbaren Kurve ) kommen uns zwei Radfahrer entgegen. Zuerst er: in der Badehose, ein ca 2-jähriges Kind im Korb vor dem Lenker, Satteltaschen und ein Meter Gepäck hinten, 200 Meter weiter unten dann sie: Bikini, vorne drei Taschen, hinten drei Taschen- Steigung 12%- Urlaub pur.

Bild – Eine Schlucht nach der anderen!

Wir jagen lieber die Wildschweine das Tavaro-Tal hinunter. Zwischen Scrivano und Cozzano wird die Strasse kanalisiert, was uns zu sehr unkonfortabler Fahrweise zwingt aber in Cozzano war sowieso Pause angesagt. Bis hierher ist es sehr angenehm zu fahren da die Luft im endlosen Wald sehr kühl ist, doch damit ist es jetzt erst einmal vorbei. Auf der D83 geht es ab Bains de Guitera auf und ab. Cozzano, Zevaco,Frasseto,Campo und Santa-Maria-Siche heissen die Orte die an den Bergen kleben bevor wir auf die N196 nach Ajacco abbiegen. Vom Col St.Georges ist der Golf d’Ajacco schon zu sehen und es geht jetzt steil nach unten. Der Verkehr nimmt nur schon Grosstadtniveau an und was uns als erstes auffällt sind die Hochhäuser, die uns dicht aneinandergereiht begrüssen. Auch der Linienbusverkehr ist hier deutlich ausgeprägter als in den anderen Städten die wir auf der Insel schon besucht haben. Während Doris einen Bummel durch die Fussgängerzone macht setze ich mich in eine Bar und schaue dem Treiben an der Hauptstrasse zu.

„Wia dohoim“ denke ich mir nach dem dritten Glas Cola und nachdem Doris ihre Ausbeute im Tankrucksack verstaut hat verlassen wir die heisse Bucht wieder über die N193 in Richtung Berge. Die Strasse ist stärker befahren als alle anderen und so erinnert der Weg zum Col de Vizzavona an die Alpenpässe: vier Autos überholen, zwei Kurven fahren..drei Autos überholen, Kurve fahren …dafür ist es aber wieder angenehm kühl. Bei Venaco verlassen wir die N193 und fahren über die D143 bis zur N200, die uns auf dem schnellsten Weg wieder zu unserem Bungalow bringt.

11.Tag: Extremrelaxing

Heute geht es das letzte Mal zum Strand und abends wird früh gepackt da die Fähre am nächsten morgen auf uns wartet.

12.Tag: Heimfahrt 1 (2116 – 2218 km)

Beim Beladen der Motorräder ist es noch stockdunkel und als wir unser Urlaubsdomizil verlassen ist die Strasse noch leer bis auf die Müllabfuhr, doch kaum eine halbe Stunde später als wir auf die vierspurige Einflugschneise nach Bastia kommen schwillt der Verkehr drastisch an. Plötzlich fängt die Ghost an zu zicken und geht aus. Auf den ersten Blick gibt es nichts auffälliges zu sehen. Der Anlasser dreht aber sie springt nicht an – ein Blick auf Uhr und Kilometerzähler sagt uns: noch 20 Kilometer und zwei Stunden bis zur Fähre.

Nachdem die Kunststoffteile abgebaut sind noch mal ein Druck auf den Anlasserknopf – sie läuft??? Seltsam aber nach dem Prüfen der Kabel und der Kraftstoffversorgung wird das Motorrad wieder zusammengebaut und es geht weiter – noch 20 Kilometer und eine Stunde 40 Minuten. 10 Kilometer ist alles in Ordnung doch dann geht die Ghost erneut aus – noch 10 Kilometer und eine Stunde 25 Minuten. Noch bevor wieder alles abgebaut wird springt sie jedoch wieder an – also weiter Richtung Bastia.

Nach weiteren 4 Kilometern bleibt sie dann mitten auf der Schnellstrasse stehen und lässt sich nicht mehr zum Starten bewegen. Noch 6 Kilometer und eine Stunde – eigentlich lächerlich, wenn sie laufen würde. Auf dem Standstreifen schieben wir bis zu einer „freundlichen“ Nissan-Werkstatt wo erneut zerlegt wird und vom Mechaniker sogar Werkzeug und Testgerät zur Verfügung gestellt wird. Der Zündfunke hat sich jedoch zu gut versteckt und der Werkstattleiter, der etwas später kommt scheucht uns lautstark von seinem Hof. Die Fähre ist natürlich inzwischen schon in Richtung Nizza abgefahren (ohne uns ) und die Temperaturen steigen dramatisch in die Höhe. Bis zu einer kleinen freien Werkstatt sind es zum Glück nur einige hundert Meter.

Der Besitzer freute sich uns helfen zu können und so wird die Ghost im Transporter verstaut und die letzten Kilometer zum Hafen gebracht. Leider geht heute keine Fähre mehr nach Nizza, also buchen wir die nächste nach Savona. Mit vier Stunden Verspätung verlassen wir schweissüberströmt die Insel. In Savona ist es deutlich kühler als wir die Fähre verlassen (einer fährt und einer schiebt). Nach dem Anruf beim ADAC dauert es noch fast 2 Stunden bis die Ghost verladen ist und wir weiterfahren können. Da es dunkel wird fahren wir nur noch ca 20 Kilometer bis nach Carcare in die ligurischen Alpen hinein.

13.Tag: Heimfahrt 2 (2218 – 2930 km)

Ausgeruht geht es auf unserer letzten Etappe zunächst über den Appenin ins Piemont. Ruhige Täler, riesige Weinberge und Städte wie Cairo, Nizza und Asti säumen den Weg und bei den morgendlichen Temperaturen macht das fahren noch richtig Spass. Hinter Asti verschwinden die Berge und wir müssen die breite Po-Ebene überqueren. Die Sonne knallt jetzt mit ihrer ganzen Kraft auf unsere schwarzen Klamotten und das gleichmässige Brummeln des dicken Dreizylinders macht uns schläfrig, doch irgendwann kann man die erste Berge im Dunst erkennen und plötzlich sind wir wieder mitten im Geschehen. In Omegna am Lago d’Orta machen wir Mittagspause doch da der Himmel inzwischen stark bewölkt ist, beschliessen wir schnell weiterzufahren.

Die Strasse entlang des Lago Maggiore ist wie immer total verstopft und so dauert es ewig bis wir in Bellinzona auf die Autobahn kommen. Während auf der Südseite des Gotthard nur ab und zu eine Regenwolke vorbeikommt regnet es sich auf der Nordseite ein. Am Vierwaldstetter See müssen wir dann doch die Regenklamotten anziehen da es wie aus Kübeln schüttet und erst hinter Zürich klart es wieder auf.

Die Abendsonne begleitet uns nun bis nach Hause und selbst bei der Laverda die den letzten Tag ohne ihre Partnerin auskommen musste klirrte und knackte es im Motor vor Freude über das Erlebnis Korsika. Die Ghost lief übrigens auch gleich wieder nachdem sie über Bozen und München den Weg nach Hause gefunden hatte – der Kurbelwellensensor hatte sich verabschiedet.

Viele Grüsse von Hekl und Doris