Die Nacht war sehr unruhig. Ich hatte mit vorgenommen am nächsten morgen frische Brötchen vom Bäcker zu holen.
Nach langen Wochen Kälte und Nässe sollte endlich der Frühling kommen, also hatte ich gestern Abend schon mal alles vorbereitet. Der Wecker zeigte 5:23 Uhr als ich das erste mal aufwachte; viel zu früh, also noch etwas schlafen.

Luftdruck kontrolliert? Bremsen kontrolliert? Öl kontrolliert, Kette geschmiert?... das Gehirn arbeitete … 5:26 Uhr – die Zeit blieb fast stehen. Nach weiteren unzähligen Blicken auf die Uhr fuhr ich erschrocken hoch, vom Gezwitscher einiger Vögel geweckt…7:47 Uhr…fast verschlafen.

Die ersten Sonnenstrahlen hatten sich schon den Weg ins Schlafzimmer gebahnt und so begab ich mich schleunigst ins Bad. Auf dem Rückweg noch schnell ein Blick auf das Thermometer, das sagte: nimm die warme Unterwäsche! Beim Anziehen der Lederhose fiel mir wie jedes Jahr auf, das sie eingegangen war – vielleicht sollte ich sie nächstes Jahr nicht im dunklen Schrank überwintern lassen-. Noch schnell den Helm ausgepackt, die frisch geputzten Stiefel angezogen und dann ab in die Garage.

Schon beim Öffnen des Garagentors wird mir ganz warm. Voller Erwartung sieht sie mich an. Das Orange scheint heute noch intensiver zu leuchten als sonst und die Sonnenstrahlen spiegeln sich an allen erdenklichen Flächen. Helm auf, Handschuhe an, mit noch etwas eckigem Hüftschwung auf die Sitzbank und den Schlüssel bedächtig ins Zündschloss geschoben. Mit einem deftigen „Klack“ schwingt der Hauptständer in seine Ruheposition als ich das Motorrad langsam aus der Garage schiebe.

Nach dem Öffnen der beiden Benzinhähne sprudelt der Kraftstoff voller Freude durch die Benzinleitungen. Jetzt den Schlüssel im Schloss gedreht; die Kontrolllampen blitzen auf, den glänzenden Chokehebel gezogen, …wieso erinnert mich der grosse schwarze Knopf eigentlich immer an Nachbars Fendt?..., egal, dieser Knopf entscheidet über den heutigen Tag.

KRAWUMMM..

Die Steinplatten der Einfahrt scheinen zentimeterhoch zu springen, das Zwitschern der Vögel verstummt kurz, irgendwo wird ein Fenster zugeworfen und ein Rolladen klappert hinterher, eine Katze fliegt aus der Thujahecke über die Strasse doch die Sonne lacht und auch in meinem Gesicht macht sich ein Grinsen breit das von einem Ohr zum Anderen geht.

Noch einige kurze Gasstösse, die Handbremse dabei ganz gezogen da das Motorrad kaum noch zu halten ist und schon geht’s los. Anfangs noch etwas verhalten brummelt die Laverda durch das Wohngebiet auf die Hauptstrasse zu. Es dauert einige Kilometer bis alle Knochen wieder ihre optimale Position eingenommen haben. Die Strasse ist noch leer und mit der Zeit wird das Brüllen unter mir immer fordernder. 30 Kilometer, jetzt lockere ich die Zügel.

Mit brachialem Stampfen donnert die Fuhre um die Ecken das es eine wahre Freude ist. An der Apotheke stand gerade 6°C – mir ist ganz warm. Als ich das grosse Bäckerschild vor mir auftauchen sehe, weiss ich wieder wieso ich heute morgen so früh aufgestanden bin. Ein leises „Uff“ ertönt als ich die Laverda abstelle. Während ich meine noch warmen Brötchen in Empfang nehme versuche ich die Blicke meiner ortsansässigen Mitbewohner zu deuten.

Von „jetzt geht das schon wieder los“ bis „ich zieh aus“ war vermutlich alles dabei. Die letzten paar Meter lasse ich meine Signora mit ruhigem Puls in der Einfahrt ausrollen. Mit leisem klirren und knacksen verrät sie mir : Das war toll.

Bericht: Hekl