Der Laverdavirus!
Es war Ende der 70 Anfang der 80 Jahre als ich die erste Begegnung der "dritten Art" natürlich in leuchtenden orange hatte.
Damals noch mit SR 500 unterwegs stand sie da vor einer Disco mit dem bezeichneten Namen Memory: eine nagelneue 1000 Jota. Ich wunderte mich damals noch über diese seltsame Farbgebung, staunte aber gleichzeitig über diese Technik und Eleganz.
Die Zeit verging und die Bundeswehr rief 1983 nach mir, ich absolvierte meine 15 Monate als Kradmelder. Einer meiner Zimmergenossen war ein glühender Verehrer der Marke aus Breganze. Wir fachsimpelten des Öfteren darüber und malten uns aus wie eine Laverda auszusehen hätte. Im Sommer 83 auf der Fahrt zur Road Eagle Rally nach München musste ich feststellen zu was eine Laverda fähig ist.
Ich düste mit meiner XJ 650 im zügigen Tempo über die Autobahn als ich plötzlich eine Zunehmend lauterwerdende Geräuschkulisse ähnlich einen britischen Jagdbombers von hinten näherte. Ich blicke nach links und sah eine silberfarbene 1000 Laverda die sich langsam an mir vorbeischob. Ich duckte mich in die Verkleidung und holte alles aus meiner Reisschüssel und konnte einige Zeit die Laverda in Schach halten, die zudem noch mit zwei Mann besetzt war, aber auf längerer Distanz hatte ich keine Chance.
An der nächsten Tankstelle trafen wir uns wieder und mit Verblüffung stellte ich fest das es Laverdafahrerinnen waren die mir die Schaufel gaben. Ab diesen Zeitpunkt war mir klar wenn ich mir ein neues Motorrad kaufe dann eine Laverda. 1984 war es soweit ich fuhr nach Dillingen zum Dehmharter und bestellte mir eine RGS Jota/2 für stolze 12000,- DM. Im November desselben Jahres wurde sie mir bis vor die Haustür geliefert (das war noch Service).
Im Frühjahr 85 begann dann meine Karriere als Laverdafahrer und musste sogleich Lehrgeld in Form von drei neuen Zündkerzen bezahlen. Zu meiner ersten Ausfahrt startet ich meine neue "Liebe", Choke etwas rein Zündung an und der rechte Daumen drückt den Startknopf. Der Dreizylinder grollt los, ah was für eine Klangkullisse und das mit TÜV gerechter Airbox und Schalldämpfern. Man ist ja noch das Pfeifen der XJ gewohnt. Also, der Motor läuft und in alter Japanermanier lasse ich erst mal die Lady so richtig im Stand warmlaufen. Was für ein Fehler, sie zollte mir dieses Vergehen mit bösen Aussetzern und bescherte mir meinen ersten Schraubereinsatz!
In den folgenden Jahren erfuhr die Jota einige Umbauten und die Kilometerzahl erhöhte sich bis auf den heutigen Tag auf ca. 90 000 km ohne einen größeren Defekt, abgesehen von geschmolzenen Sicherungen, verstopften Benzinfiltern und Zeitungspapier im Tank, das der Lackierer vergessen hatte. Dazu kamen noch zerbröselte Batteriepole.
Dann im Jahre 87 liebäugelte ich das erste Mal mit einer 750 SF. Und aus liebäugeln wurde Kaufen. Das gute Stück sah eher einer S als einer SF gleich, das störte mich aber wenig und hielt mich nicht davon ab eine SFC Replika daraus zu machen. Heute würde ich diesen Schritt nicht mehr machen.
Er war von meiner 1000 Laverda nicht sehr angetan aber als ich mit der Zweizylinder im grellem Orange auftauchte sprang vermutlich der Laverdafunken über. Als er das Orangene Etwas genauer Beäugte sagte er noch so neben bei, wen du sie mal hergibst dann denke an mich. Die SF landete später für einige Jahre auf dem Dachboden bis sie von Hubert aus dem Dornröschenschlaf geholt wurde. Da Hubert und ich in verschiedenen Motorradclubs wahren trennten sich unsere Wege mehr oder weniger. Weit und breit waren wir zu dieser Zeit die einzigen Laverdafahrer in unserer Gegend.
Dann Ende der 90 Jahre fuhren wir gemeinsam auf Drängen von Hubert das erste Mal auf ein Laverdatreffen und landeten in Bad Orb bei Steffan. Hubert und Stefan kanten sich bereits vom Registertreffen in Paderborn. In den folgenden Jahren traten Hubert und ich aus unseren Motorradclubs aus und beschlossen nur noch auf Laverda und Italotreffen zufahren.
Auf dem alljährigen Ellerberg Italotreffen in der Fränkischen Schweiz begegneten wir Norbert der uns mit seinem Laverda Tatoo und einem Gabelstabi, welcher aus einem Hufeisen an seiner SF bestand, auffiel. Er gesellte sich von nun an zu uns und wir fuhren nun zu dritt Durch die Lande, auch Ed aus Weiden unterstützte uns in den kommenden Jahren bei Fahrten nach Rohrdorf, Bad Orb und 2003 nach Simbach. Da bis dahin ein kleines eher Familiäres Treffen recht erfolgreich in Huberts Garten vonstattenging und sich die Teilnehmer Zahl jedes Jahr erhöhte strebten wir nach Größerem. Außerdem wollten wir unseren Einheimischen beweisen das es noch mehr Laverda Verrückte in Deutschland gibt und wir nicht von der Straßenmeisterei oder der Müllabfuhr sind (Orangene Mopeds).
Dieses Ziel peilten wir 2004 an. Wir hatten aber ein mächtiges Problem da wir nur zu viert besser gesagt zu fünft waren, denn mittlerweile hatte ich auch noch Norbert (Groar) infiziert (Er fährt nun RGS) mussten wir uns für die Bewirtung der Gäste etwas einfallen lassen. Wir entschieden uns das Treffen in einer Gastwirtschaft zu halten. Nach kurzer Beratung fiel die Wahl auf die Schlossschenke in Kaibitz, das Mittelalterliche Ehemalige Rittergut entsprach am ehesten unseren Vorstellungen auch die Rahmenbedingungen so wie die Einstellung der Wirtsleute zu der ganzen Sache kam uns sehr Entgegen.
Ende Juli 2004 wagten wir schließlich den Sprung ins kalte Wasser und luden zum ersten Laverda Treffen in die Nördliche Oberpfalz. Wir wurden positiv überrascht, denn es fanden sich zeitweise bis zu 50 Laverdas bei uns ein. Auch die Resonanz bei den Teilnehmern war sehr positiv.
Und heuer jährt sich das Treffen der Laverda-Connection-Oberpfalz bereits zum Siebten male. Mittlerweile hat sich auch die Anzahl von Laverdistis bei uns auf 14, gesteigert dazu kommen noch Ducati und Moto Guzzi Fahrer die sich jeden Monat einmal in Kaibitz zur Stammtischrunde treffen.
Ja Leute das ist meine Geschichte als ich 1979 vor der Discothek Memory vom Laverdavirus Infiziert wurde.
Ach ja! Nicht Laverdafahrer sollten besser Abstand zu mir halten - Infektionsgefahr!
Ich wünsche allen eine tolle Saison 2010.
R.Weinert Pilot Laverda-Connetion-Oberpfalz