Pünktlich wie immer ( !!!???!!!???) fuhren Doris, Charly, Gasti, Daniel und ich mit leichtem Gepäck ab in Richtung Süden.
Flott überquerten wir die schwäbische Alb bis zur ersten Pause am Waldparkplatz bei Kanzach.
Doch anstatt „endlich Pause“, „mein A.. tut weh“ oder „Ich muss ganz schnell…“ kam dieses Mal: „Do gibt’s nix zom Essa“ oder „Näggsch Mol an der Tanke anhalta, do gibt’s was zom Trenka“. Offensichtlich wurde vor lauter Vorbereitungen ganz das Frühstück vergessen. Schwäbische Bäderstrasse, Oberschwäbische Barockstrasse, Deutsche Alpenstrasse, Deutsche Motorradstrasse….- heute wurde alles zum Laverda-Schnell-Weg.
Dank einer Umleitung hinter Isny kamen wir durch Ebratshofen wo uns im Gasthof Ochsen für kleines Geld grosses Essen serviert wurde. Nun fiel es uns schwer den Weg fortzusetzen aber es lagen noch 200 km vor uns bis ins Ötztal und so tauschten wir den angenehmen Verandaplatz mit der aufgeheizten Motorradsitzbank. Wenige Kilometer weiter, in Oberstaufen, wurden dann erst einmal die Motorräder versorgt. Tanken, Ölstand, Luft prüfen und so weiter, denn jetzt ging es schon in höhere Regionen. Der Hochtannbergpass (1674m) war heute der Einstieg in die Bergwelt. Über 6 Kehren geht es von Schröcken zur Passhöhe die eigentlich nicht wahrgenommen wird, wäre dort nicht das Hinweisschild. Im Lechtal angekommen ging es über ein kurviges Strässchen wieder hinauf zum Flexenpass (1758m). wo es am Flexenhäusl dann einen Kaffee mit Keks, noch mal Kaffee mit Keks und dann noch viele Kekse gab. Gasti konnte sich fast nicht mehr losreissen, doch die aufziehenden Wolken mahnten zur Weiterfahrt. Wir kamen gerade mal 300 m weit als eine rote Ampel am 1. Tunnel unseren Vorwärtsdrang jäh unterbrach. 10 Minuten mussten wir warten , dann ging es endlich wieder weiter. Unser dritter Pass, der Arlberg (1793m), markierte heute unseren höchsten Punkt.
Bei der Abfahrt ins Inntal nach Landeck stieg die Verkehrsdichte wieder deutlich an,; wie auch die Temperatur. Auf dem letzten Stück bis ins Ötztal liessen wir es dann wieder recht flott laufen bis zur letzten Kurve vor unserem Quartier, als uns eine Lichthupe eindringlich vor der Bezahlung einer Sondermaut warnte. Nach der Kurve leuchtete schon der „Ambacher Hof“ und kurz vor der Hofeinfahrt die Herren der Verkehrswacht in stattlicher Anzahl. Leider waren diese gerade alle beschäftigt und so mussten wir auf direktem Weg in den Hotelhof einfahren. Die Ereignisse überstürzten sich jetzt: WC, Zigarette, Notruf an Harry, der mit Andy und Florian sowie 2 Laverdas und grossem Gepäck im Transporter demnächst hier ankommen musste. Inzwischen war deutlich zu erkennen dass die Polizisten scharf auf Verbandskästen und Warnwesten waren; und zwar nicht nur bei Autofahrern sondern auch Motorräder wurden herausgezogen. Ein Blick in die Runde führte zu der Frage: Wo kann man hier Warnwesten kaufen? Doch unsere Sorge erwies sich als unbegründet, denn auch der Transporter kam vorbei als alle voll beschäftigt waren. Nicht so gut ging es wohl einem Einheimischen der die Kelle des Polizisten übersah. In John Wayne Manier schwang sich einer der Polizisten auf den Sattel seiner Kuh, den Helm auf halb Acht, nicht gelungener Stossdämpfertest beim Sprung vom Gehweg auf die Fahrbahn und anschliessend mit wedelnder Lederjacke in Schlangenlinien mit Blaulicht und Martinshorn hinter dem Verkehrssünder hinterher. – Fernsehreif- .Die Kampfrichter der LFR auf der Veranda waren sich nicht ganz einig. Die Noten für die Kür lagen zwischen 7 und 9 sowie für die Pflicht zwischen 8 und 10. Nach so einem ereignisreichen Tag waren wir froh als die üppig beladenen Teller mit Pizza und Pasta vor uns standen. Blitz und Donner mit viel Regen liessen uns bald darauf in die Zimmer verschwinden.
Am nächsten Morgen war nichts mehr zu sehen vom nächtlichen Sturm und nach dem Frühstück waren auch die letzten Nebelfetzen verschwunden. Andys Motorrad wurde ausgeladen und nach einem kurzen Check der Motorräder ging es weiter. Auf dem Weg zur Grenze nach Italien musste noch einmal getankt werden da der Sprit hier doch um 20Cent/Liter billiger war als sonst. Dann ging es schon zum höchsten Punkt unserer Tour: das Timmelsjoch ( 2509m )erwartete unsere grollende Karawane mit einem strahlenden lächeln, ääh…Sonnenschein. Direkt nach dem Scheibkopftunnel war erst mal wieder Rast angesagt, da der Ausblick vom steilen Hang ins Passeier Tal immer wieder imposant ist. Mit viel Getöse und Schwung wurde anschliessend der Abhang genommen, denn unten in St.Leonhard wartete schon die Autoschlange in der brütenden Hitze auf uns. Die Geschwindigkeit sank drastisch und in gleichem Mass stieg die Temperatur von oben als auch von unten, darum waren an der Schnellstrassentanke zwischen Meran und Bozen die beliebtesten Plätze an der Klimaanlage und an der Kaffeetheke; lag wohl am italienischen Wasser! Auf der Weiterfahrt nach Bozen entdeckte ich plötzlich beim Blick in den Rückspiegel das die Hälfte unserer Gruppe fehlte. Geschwindigkeit drastisch gedrosselt und beim langsamen weiterfahren überlegt wer eine Panne haben könnte, doch vor der nächsten Ausfahrt sah ich sie kommen und auch den Grund der zahmen Fahrweise: auf dem letzten Fahrzeug stand in grossen Buchstaben „ CARABINIERI „.
Kurz hinter Bozen , in Laifers, trafen wir wieder mit Harry und Florian zusammen, die über die Brennerautobahn gefahren waren, um Hunger und Durst zu stillen. Mit vollem Magen entliess uns später in Ora das glühende Etschtal in höhere Regionen. Zunächst ging es über den Passo San Lugano ( 1097m ), der nach einem steilen Aufstieg auf einer breiten Strasse mit mehreren Kehren flach nach Molina im Fleimstal ausläuft. Der nun folgende Passo del Manghen (2047m) war da schon ein ganz anderes Kaliber. Auf einer schmalen, mit Kurven gespickten Strasse, ging es durch den Wald in die Höhe und die Gefahr lauerte auf jedem Meter: Kühe, deren Exkremente, in den engen Kehren auf drei Rädern fahrende Autos oder durch die Gegend fliegende Auspuffteile. Oben angekommen trugen wir uns ins dort am Gipfelkreuz deponierte Gästebuch ein und rauchten die obligatorische Gipfelkippe.
Das sich eine von Andis Auspufftüten von den Innereien befreit hatte schien sogar den Kühen aufzufallen, denn sie standen schön links und rechts des Weges um unsere Abfahrt zu bewundern ( mit Ausnahme einiger Dickschädel die immer alles anders machen ). Unten im Val Sugana angekommen, lechzten unsere Tanks als auch unsere Gaumen nach etwas Kühlem bevor der letzte Teil unsrer Anfahrt begann. Die ersten Kilometer brachten wir auf der Schnellstrasse nach Bassano hinter uns, doch ab Primolano wurde es wieder interessant. Als der Aufstieg nach Enego an der senkrechten Felswand mit 27 Kehren beendet war ging es erst so richtig los. Die 40 Kilometer von Enego nach Lusiana auf gut ausgebauten Strassen, fast ohne Verkehr und eigentlich nie geradeaus, hatten es in sich. Das Trentino zeigt sich hier von seiner schönsten Motorradseite. Die letzten Kilometer von Lusiana nach Breganze erschienen uns zum Abschluss wie ein endloser Fall die Weinberge hinunter. Mit jedem Kilometer schien die Temperatur um ein Grad zu steigen und dann endlich : Piazza Mazzini … Bar... Coca, Cafe, Aqua, Birra ….Harry und Florian warteten schon.
Bericht: Hekl