Am Montag waren wir recht früh auf den Beinen, gab es doch noch so manches zu erledigen. Nach dem Spezialfrühstück machten Doris und ich uns auf den Weg einen Reifenhändler zu suchen.
Es war jedoch gar nicht so einfach für die Ghost etwas zu bekommen; die Reifenhändler in der Nähe hatten keinen Hinterreifen der entsprechenden Dimension auf Lager.
Oro gab uns dann eine Adresse in Thiene wo wir es probieren sollten. Das war ein Volltreffer. Als wir auf den Hof fuhren kam uns der Chefmechaniker schon entgegen und fragte uns was wir benötigen. Schon wenige Minuten später war eine Hebebühne leer geräumt und die Ghost wurde hinaufgeschoben. Der Reifenhändler zeigte mir im Lager welche Reifen er da hatte und ich entschied mich für den Pirelli Pilot Road. Währenddessen erklärte er mir das auch er eine Laverda fahre und zeigt mir Bilder seiner RGS auf dem Handy. Im Gespräch kam dann heraus dass wir uns schon in SPA begegnet sind. Die Laverdawelt wird immer kleiner! 10 Minuten später rollte die Ghost wieder auf den Hof. Nach dem Preis gefragt sagte er nur: „speziale“. Die Rechnung war dann der absolute Hammer, denn dafür hätte ich zu Hause trotz Rabatt nicht einmal den Vorderreifen ohne Montage bekommen. Nach einer herzlichen Verabschiedung ging es dann wieder zurück nach Zugliano wo die anderen inzwischen die Motorräder verladen hatten.
Nachdem auch das Gepäck verstaut war und die Zimmer bezahlt waren trennten sich unsere Heimwege. Harry, Florian und Andi mit dem Bus, sowie Daniel mit dem Motorrad wollten heute noch nach Hause kommen und beschlossen die Autobahn zu nehmen. Der Rest hatte wieder den Ambacher Hof als Zwischenstation ausgewählt und die Zimmer wurden schon einmal bestellt.
Auf dem Heimweg kamen wir dann zunächst am ehemaligen Werk in Zane vorbei bevor wir uns in das Kurvengeschlängel des Val d’Astico stürzten. Doch schon nach wenigen Kilometern fing die Ghost an zu zicken. Nachdem Sitzbank und Tankattrappe abgebaut waren wurde eine schlechte Masseverbindung an einer Zündspule als Übeltäter entlarvt. Kurze Probefahrt; alles in Ordnung, doch beim Zusammenbau fehlte dann eine Blechmutter um die Tankattrappe zu befestigen also wurde die kurze Strecke der Probefahrt abgelaufen und tatsächlich das fehlende Teil gefunden.
Schon ging es wieder weiter zur ersten Anhöhe, dem Passo della Fricca (1110 m). Die enge Strasse schlängelte sich durch das dicht bewaldete Trentino hinunter bis nach Caldonazzo von wo aus wir die Schnellstrasse nach Trento nahmen. Bei Mezzocorona verliessen wir dann wieder das Tal und fuhren ins Val di Non wo wir in Taio unsere Mittagspause mit deftigem südtiroler Essen einlegten. Unsere Expressabteilung auf der Autostrada war schon einige Kilometer weiter aber Daniel hatte irgendwo unterwegs seinen 5. Gang verloren und musste nun in denkbar ungünstigen Drehzahlbereichen bis nach Hause weiterziehen.
Die Spazierfahrer schraubten sich indessen mit vollen Mägen den nächsten Pass hinauf. Auf der Strasse über das Gampenjoch ( 1518 m ) war wenig Verkehr und der gute Belag liess eine schnellere Gangart zu, doch die lange Abfahrt machte meinen Zündkerzen zu schaffen also hielt ich in Lana an und verkündete eine Pause da der Kundendienst fällig wäre. Gesagt getan, schon war der Tank abgebaut. Der Rest unserer Truppe hatte sich schnell vom Erstaunen erholt und so wurden bei Gasti noch kurz die Bremsklötze im Sattel getauscht.
Nach diesem kurzen Boxenstop ging es weiter nach Meran und wieder ins Passeiertal. Dieses Mal fuhren wir jedoch nicht über das Timmelsjoch, sondern jagten den Jaufenpass (2099 m) hinauf. Hier oben blies uns der Wind kalt um die Ohren, also verliessen wir die Passhöhe nach einer schnellen Zigarette schon wieder. Unten in Sterzing war es wieder warm, aber wir mussten weiter da der Abend sich schon ankündigte und wir noch ziemlich Strecke vor uns hatten. Es ging also wieder nach oben auf der alten Brennerstrasse zum gleichnamigen Pass (1376 m) wo es wieder deutlich abkühlte. Auf der Abfahrt wurde es auch nicht so richtig warm, mussten wir uns doch streng an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten da die österreichischen Gesetzeshüter hier besonders aktiv waren.
Über Natters und Axams umfuhren wir Innsbruck als die 1200er plötzlich wieder anfing zu hüsteln. Da wir kurz vor unserem Ziel waren beschlossen wir weiterzufahren, was sich als richtig erwies, da sich irgendwann beim beschleunigen unter lautem Knall ein inneres Teil des rechten Auspufftopfs verabschiedete, worauf alles wieder lief wie es laufen sollte. Wie auf der Hinfahrt gab es auch dieses mal wieder heftige Regenschauer als wir uns zum Essen unter dem Vordach des Ambacher Hof’s versammelten und so wurde es früh Zeit ins Bett zu gehen.
Am nächsten morgen strahlte jedoch schon wieder die Sonne. Die Strasse auf dem Weg zum Hahntennjoch (1894 m) war noch nass und der Nebel mahnte uns auf der recht anspruchsvollen Strecke vorsichtig zu fahren. Auch hier gab es auf der Passhöhe nur eine kurze Pause denn in westlicher Richtung sah der Himmel schon viel besser aus. Die Abfahrt lief dann auch wesentlich besser, da die Strasse abgetrocknet war und wieder klare Sicht herrschte. Da wir unter der Woche unterwegs waren gab es kaum Verkehr und so fuhren wir ungehindert durch das Lechtal, auf den Gaichtpass (1081 m) und durch das Tannheimer Tal bis zum Oberjochpass (1178 m). Kurz vor der Grenze wurde natürlich noch einmal günstiger Sprit geladen und das Eigengewicht verringert. Wieder in Deutschland angekommen stieg die Verkehrsdichte sofort enorm an und so dauerte es noch eine ziemliche Ewigkeit bis wir uns wieder durchs Allgäu und über die schwäbische Alb nach Hause durchgekämpft hatten.
Bericht: Hekl