Was nach Naturheilmittel klingt, ist eine legendäre Motorrad-Marke…
EYACH (lpe). Das achte internationale Laverda-Treffen in Eyach ist am Wochenende gewesen. Die Freaks tauschten dabei Neuigkeiten über die legendäre Motorrad-Marke aus: Immer schwieriger wird die Ersatzteil-Beschaffung.
Man kennt sich europaweit im Kreis der Laverda-Besitzer und sieht sich ein Stück weit als Schützer des nicht mehr gebauten italienischen Motorrads. Die Laverda-Freunde haben aber nichts gegen Nachbauten… – solange sie nicht als Originale angeboten werden.
Der Kurs der Originale steigt und ist zumindest für die legendäre Rennmaschine SFC750 zum Spekulationsobjekt geworden, wie in Eyach zu hören war. Werde eine ausfindig gemacht, so verschwinde sie sofort von der Bildfläche wie ein Gemälde von Rubens. So war zum ersten Mal in Eyach keine der Maschinen mehr zu sehen, während vergangenes Jahr noch vier und zuvor noch sieben da waren.
Die Niederländer haben in einem Register alle vorhandenen Maschinen erfasst. Allerdings nutzen das findige Zeitgenossen, indem sie bisher nicht ausfindig gemachte Maschinen entsprechend der freien Registriernummern auferstehen lassen. Das auch für Privatfahrer aufgelegte Topmodell wurde nur 549 Mal gebaut.
Die größte Fan-Gemeinde dürfte es in Holland geben. Nicht, weil dort die größeren Kenner sitzen, sondern – so sagten hiesige Laverda-Freunde etwas verschmitzt –, weil die legendäre 750erSFC überwiegend in niederländischem Orange ausgeliefert wurde (da das die offizielle Rennfarbe war).
Wie angekündigt war am Wochenende mit dem 74-jährigen Dries van Ommen ein solcher Laverda-Liebhaber aus Holland nach Eyach zum Treff gekommen, den die Rohrdorfer Laverda-Freunde organisiert haben. Vor zwei Jahren musste er seine beiden Maschinen abgeben, nachdem er nicht mehr fahren konnte. Aber in der Szene ist Dries immer noch dick dabei. Und als er die raue Laverda als bestes Mittel gegen Rückenschmerzen anpries, gab es von den rund 60 Laverda-Besitzern nur zustimmendes Nicken. Abgesehen von der spürbaren Gemütsverbesserung nach wenigen Kilometern hätten ihm 30 Kilometer genügt, um einen schmerzfreien Rücken zu haben – vielleicht sind auch deshalb etliche Fahrer am Samstagnachmittag zu einer Rundfahrt durch die Starzach-Gemeinden gestartet.
Das besondere Verhältnis der Besitzer zu ihren Motorrädern demonstrierte ein Bremerhavener, der auf der Herfahrt bei Kassel eine Panne hatte. Ein Lagerschaden an der Kurbelwelle nach 350000 Kilometern zwang ihn zum Umstieg auf einen Leihwagen. Mit diesem fuhr er aber nicht nach Hause, sondern nach Eyach, um zu verkünden, dass Freund Willi aus Hamburg es gar auf 500000 Kilometer gebracht habe. „Ja mit drei Maschinen“, korrigierte der Holländer Dries van Ommen. Dieser habe seine blaue holländische Nummer an drei verschiedene Maschinen in Holland, Deutschland und Neuseeland geschraubt. Aber die Langstreckentauglichkeit habe er mit seiner Non-Stop-Fahrt von der mexikanischen Grenze bis nach Kanada dennoch belegt. Bei gut zehn Litern Verbrauch auf 100 Kilometern ist das keine billige Liebhaberei. Aber Liebhabereien sind halt immer etwas teurer.
Bericht Südwest Presse - 02.09.2007