Laverda Stammtisch Heftrich
Es war einmal …
Anfang der 80er Jahre trug sich Klaus-Michael „Michel“ Schenk mit dem Gedanken Laverdafahrer aus der Region für gemeinsame Ausfahrten und regelmäßige Zusammenkünfte zu begeistern. Seit 1968 als engagierter Laverdahändler, Mechaniker und in den ersten Jahren auch als Importeur in Wiesbaden tätig kamen täglich Gleichgesinnte ins Haus: um eine Maschine oder Ersatzteile zu kaufen, reparieren zu lassen oder einfach zum Fachsimpeln.
Warum nicht auch zusammen Treffen besuchen? Z. B. das Laverda Club Deutschland Treffen 1984 in Modlos in der Rhön? Gesagt, getan. Und wie es eben manchmal ist, so kam auch hier Eins zum Anderen. An diesem Treffen-Wochenende jedenfalls schlugen die späteren Mitglieder des Stammtisches dem Vorstand des LCD vor, das folgende 6. Laverda Club Deutschland Treffen 1985 im ehemaligen Steinbruch in Heftrich stattfinden zu lassen. Und boten an die Durchführung des Treffens zu unterstützen.
Gib einen Finger hin, und dein Arm ist weg - aus der angedachten Unterstützung wurde am Schluss die vollständige Durchführung, während sich der Vorstand des LCD ganz den „repräsentativen“ Aufgaben hingab. Eine Reihe weiterer Vorkommnisse und Umstände im Herbst 1985 läuteten schließlich die Auflösung des Laverda Clubs Deutschland ein. Ein 7. LCD Treffen sollte es nicht mehr geben.
Das Treffen selbst war aber ein großer Erfolg. Schon in der Einladung wurden die Programmpunkte vom LCD spannend beworben: „Freitag 31.08.85 - Der harte Kern des Clubs trifft ein - benzintriefende Abenteuer am Lagerfeuer bis zum Morgengrauen“. Und weiter für den Samstagabend: „In diesem Jahr haben wir keine Kosten gescheut und sogar einen Pokal aufgetrieben“ (!).
Die Besucherzahl war enorm. So findet sich in den Chroniken von damals noch die Zahl der auf dem Treffenplatz schon am Freitagabend geparkten Maschinen: zwei 500er, 23 750er, zwei 750 SFC, 50 (!) 1000er, acht 1000 SFC, zwei 1200er, insgesamt 89 Laverdas! Dazu noch 12 Moto Guzzi, 5 Ducati, 1 Moto Morini, 1 Vespa, 2 BMW, 1 deutsche Triumph, 1 NSU und 15 Maschinen aus fernöstlicher Produktion. 127 Fahrer und viele davon mit Sozia, die Zahl wurde am Samstag nochmal um einiges größer. Ohne jede Erfahrung mit einem Treffen dieser Größe war es Erwin, unserem Wirt in Heftrich zu verdanken, dass wir nicht schon vorzeitig auf dem Trockenen saßen. Er sorgte flexibel für Nachschub an Speis und Trank in den Mengen, mit denen wir vor Beginn gar nicht gerechnet hatten.
Die Nachlese und Aufarbeitung dieses Treffens in Erwins Gaststätte zum Taunus in Heftrich im November 1985 war gleichzeitig auch der erste Stammtisch unseres „Laverda Stammtisch Heftrich“, der seitdem jeden 4. Freitag im Monat stattfindet. Das sind bis heute, an seinem 30 jährigen Bestehen 2015, rund 1560 Stammtische (Anm. des Autors: sehr ungläubiger Blick auf meinen Taschenrechner, als ich diese Zahl nur mal so aus Spaß überschlagen habe).
Bei diesem ersten Zusammensitzen reifte also der Entschluss für drei Dinge: 1) wir sollen und wollen das Treffen im folgenden Jahr wieder ausrichten, 2) wir wollen gemeinsame Ausfahrten und Besuche von Treffen unternehmen, und 3) wir wollen regelmäßig das abhalten, was Bestandteil unseres Namens wurde: Stammtisch!
Der Rest ist Geschichte. In allen drei Disziplinen. Die Erfahrung und Routine für das Treffen wuchs Jahr für Jahr. Das Equipment wurde, nicht nur dank Kühlwagen, Flutlichtanlage, Wohnwagen fürs Festival-Management und Schorsch’s „Möder-12 kW-Generator“, immer professioneller. So wurde das Treffen auf dem versteckt im Grünen gelegenen Steinbruch mit dem großen Platz davor und der gemütlichen Grillhütte fester Bestandteil im jährlichen Kalender der Laverda-Treffen.
In guter Erinnerung für alle Mitglieder natürlich auch die vielen Touren zu Treffen und die gemeinsamen Ausfahrten. Legendär die Schleichfahrt zum Laverda Treffen Berlin über die damalige Betonplatten-Transit-Autobahn durch die Deutsche Demokratische Republik, der einwöchige Urlaub in Österreich mit täglichem Berge-erschrecken über die Alpenpässe, die Touren auf die Isle of Man zur TT Woche und die Besuche bei Maurizio in Paderno del Grappa und in Breganze am Werk ...
Die Polizei nervös und die Autofahrer verängstigt? Pah. Unser Resümee nach der Rückkehr stets: „Das war wieder mal eine richtig gemütliche Ausfahrt!“