Beim Laverda-Treffen genießen Liebhaber das Fachsimpeln.
Eutingen-Rohrdorf
Laverda ist eine Legende die lebt und immer noch Männern den Kopf verdreht. Die rassigen Italienerin war am Wochenende Gesprächsthema Nummer eins auf dem Betriebsgelände der Firma Rebaro in Eyach, denn zum achten Mal hatten die Laverda-Freunde Rohrdorf zum dreitägigen Treffen eingeladen.
Dicht an dicht standen am Samstagnachmittag die edlen Schönen aus der ehemaligen Motorradschmiede im italienischen Breganze auf dem Firmenhof im Neckartal. Eine große Modellpalette war da zu sehen, Dreizylinder-Maschinen der 1000er Serie genauso wie die legendären 750er, darunter eine 750 S, 750 FC. Ein geschäftiges Murmeln lag über der ganzen Szenerie, denn so richtig schön konnten alle miteinander fachsimpeln. Da wurde manche Diagnose gestellt wie >>Der Motor ist noch kerngesund<<. Angesichts des Alters der meisten Motorräder durchaus erwähnenswerte Gesichtspunkte.
Ein Fahrer aus der Karlsruher Region berichtete von seiner 1000er. Die sah aus, als hätte sie gerade das Montageband verlassen und nicht schon Jahrzehnte und tausende von Kilometern auf Buckel. Schrott hätte er damals gekauft, total vergammelt sei sie gewesen. Die Reifen, hart wie Holz, mussten mühsam mit der Flex von den Felgen getrennt werden.
Kein Einzelschicksal, den ein Laverda-Liebhaber ist ein Allround-Talent, muss Schrauben können, Detektivarbeit bei der Ersatzteilsuche leisten und seine kapriziöse Grazie in- und auswendig verstehen.
Einer weiß alles über die Motorräder, das Werk, die Geschichte und Massimo und Pierro Laverda. In den Insider-Kreisen ist Dries van Ommen schon längst eine Legende, ein Mann, der alle Fragen beantworten kann. Angesichts einer >>GhostLegend<< sinniert der holländische Fachmann, früher Bordingenieur bei der Lufthansa: Die ersten Maschinen seien in Ordnung, aber die der zweiten Generation, >>die laufen alle kaputt<<. Die knapp 500 Kilometer von seinem niederländischen Venlo nach Eyach waren für ihn eigentlich ein Katzensprung, denn jährlich ist er 20 000 Kilometer mit dem Motorrad in der Weltgeschichte unterwegs. Dieses Jahr hat sich der 74-jährige einen Wunschtraum erfüllt. Hoch zum Nordkap ist er gefahren, hat auf dem Weg dahin Laverda-Freunde in Finnland und Norwegen besucht.
Laverda, das ist auch ein Gefühl. Ihr Sound lässt die >>Schmetterlinge im Bauch tanzen<<, und als dann am Spätnachmittag die Maschinen zu einer kleinen Tour durchs Neckartal gestartet wurden, hatte dieser Moment etwas Monumentales, Ergreifendes, Erhabenes. Auch für das Abendprogramm hatten sich die Rohrdorfer so einiges ausgedacht, Schlafplätze waren dann in einer Werkshalle genügend vorhanden.
Viele Geschichten wurden noch erzählt, auch die von der Dolomiten-Rally 1991, als eine defekte Laverda am Seil von einem Hubschrauber abgeschleppt wurde. Ganz verzückt schaute da einer in die Lüfte und sagte: >>I always knew Laverda is a flying machine<<.
Bericht von Brigitte Poensgen - Schwarzwälder Bote