Bericht Südwestpresse Tübingen (16.06.2007)
Die Motorradfreunde Wendelseim feiern im Juli ihr 25-jähriges Bestehen
WENDELSHEIM. Als lose Gruppe, ohne viel Vereinsmeierei - so gründeten sich die Motorradfreunde Wendeslheim vor 25 Jahren. Die Anfangszeit war von einem Todesfall und einem schweren Unfall geprägt. Mittlerweile steht die Sicherheit im Vordergrund.
Das Röhren der Motoren hört man zu Beginn eines schönen wochenendes in ganz Wendelsheim: Am Dorfbrunnen sammeln sich dann die Motorradfreunde zur Ausfahrt. Die Gruppe umfasst annähernd 50 Biker mit leichten und schweren Maschinen und sogar einem Gespann. Mal fahren sie eine kurze Schleife durch den Schwarzwald, mal dauern die Touren länger. Im Mai steuerten sie die Wendelsheimer Partnergemeinde Ablis an.
Das Altersspektrum reicht von 18 bis 60. Den Stamm bilden von Anfang die heutigen Mittvierziger um Dietmar Baur und den aktuellen Präsidenten Jürgen Karrer: Auch ihre Väter fuhren schon.
Nach einer Tour zu einem Motorradtreffen in Südtirol vor 25 Jahren sprachen die Brüder Dietmar und Klaus Baur ihre Kumpels an. Klaus entwarf gleich ein Motiv, das die Motorradfreunde bis heute verwenden. Dietmar Baur erinnert sich: "Wir fragten: Wer macht mit? Wer will ein T-Shirt?" Einige wollten. Sie lockte die lockere Gemeinschaft, die Feste und vor allem das Interesse an den Maschinen anderer: "Wir stehlen mit den Augen", gesteht Dietmar Baur. Alle Mitglieder seien leidenschaftliche Bastler. Baur selbst schraubte drei Jahre lang an seinem Eigenbau herum.
Sprit im Kondom
Mitglied "Hombre" löste einmal einen Notstand auf unkonventionelle Art: Er zapfte einer anderen Maschine Sprit ab und transportierte diesen in einem Kondom zum eigenen Bike. Das Benzin ätzte, doch das Präservativ hielt lange genung - es löste sich direkt über dem Tank von Hombres Motorrad auf. Nebenbei fand er heraus: "Zehn Liter gehen da rein."
Frühere Unglücksfälle
Zwei Unglücksfälle prägten die Gruppe. Einer war der Tod Otto Holochers: Kurz nach der Gründung der Gemeinschaft fiel er in Poltringen von seinem Motorrad. Gehirnschlag. Jürgen Karrer fuhr damals dem Krankenwagen hinterher. Der schaltete noch während der Fahrt sein Blaulicht aus. "Den Otto hat der Herrgott wollen." Ebenfalls in die Anfangszeit fiel der Unfall von Jürgen Karrer selbst: Auf der Autobahn fuhr er mit 180 Sachen auf einen stürzenden Fahrer seiner Gruppe auf. Karrer lag danach wochenlang im Koma. Nach dem Unfall verkauften fast alle seiner Freunde ihre Maschinen. Karrer überlebte, weil er als einziger der Gruppe einen Kombi getragen und einen neuen Fiberglashelm aufgesetzt hatte. Dietmar Baur erzählt, Mutter Karrer habe ihm Monate später "fascht da Roscht ra do", als sie erfuhr, dass Jürgen auf seiner Maschiene wieder zu fahren wagte.
Die Motorradfreunde blieben zusammen. Nach und nach schafften sie sich wieder Maschinen an und achteten nun vermehrt auf Sicherheit. Seitdem habe es keine größeren Unfälle mehr gegeben. "Wir fahren immer in Reihe", betont Jürgen Karrer. Er selbst fährt die schwerste Maschine: eine 1100er Kawasakti.
Bei Motorradtreffen sind die Familien in der Regel dabei. Wegen der Kinder verzichten die meisten Frauen auf die Ausfahrten. Jürgen Karrer Frau Ute kommt meistens mit dem Auto mit. Seit sieben Jahren fährt sie nicht mehr Motorrad. Damals starb ihr Neffe nach einem missglückten Überholmanöver. Bei den Ausfahrten habe sie immer Bauchweh, gesteht Ute Karrer mit leiser Stimme: "Man muss immer von Fehlern anderer ausgehen."
Kolbenweitwurf
Zum Jubiläum schmeißen die Motorradfreunde vom 21. bis 28. Juli eine Bikerparty auf dem Wendelsheimer Festplatz, mit "Spiele ohne Grenzen" (Kolbenweitwurf, Kistenstapeln etc.), Stripshow und der Rockband No Age Limit.