Meine Erfahrungen mit einer Laverda 1000 RGS!
Am 11.04.2006 holte ich um 17:30h Andi´s Laverda für eine kleine Spritztour ab.
Er hatte sie mir letztes Jahr beim Laverdatreffen der Laverda Freunde Rohrdorf für ein Wochenende versprochen.
Im Gegenzug sollte ich nach seiner Vorderbremse sehen. Bis hier hin war alles klar. Nun ließ er sie in der Garage an und das Donnern das ich nie wieder vergessen sollte begann. Nach einer kurzen Einweisung, bei der wir feststellten, dass kein Licht und auch die Ochsenaugen ihren Dienst nicht antreten wollten, ging es los.
Also erstmal runter vom Hof! Schon da merkte ich, dass die Laverda ziemlich störrisch und unnachgiebig sein kann. Nachdem die ersten zwei Abbiegungen in der 30iger Zone geschafft waren, ging es raus auf die Landstraße. Da merkte ich erst, dass ich mich bei Andi und seiner Frau Ramona nicht einmal verabschiedet hatte: “Sie hatte mich schon in Ihren Bann gezogen“. Egal, Andi wird es schon verstehen! Auf der geraden Landstraße spanne ich den Hahn, alles vibriert und ein Grollen der Auspuffanlage hinter mir lässt mich nur zu einem Schluss kommen: „ Thor, der Gott des Donners sitzt hinter mir.“ Nach einigen Kilometern beschleicht mich ein komisches Gefühl: „da war doch noch was, ach ja, tanken und den Reifendruck prüfen.“ Also in Horb erstmal zur Tankstelle. Einige Jungs der Bundeswehr fahren mit ihrem LKW auch in die Tankstelle rein. Die schauen alle etwas grinsend zu mir und der Laverda rüber. Das Grinsen vergeht ihnen aber, als „Thor aus den zwei Renntüten spricht“. So mache ich mich grinsend weiter auf den Weg. Langsam wird mir klar, dass in jeder Kurve die ich anvisiere, ich meinen Arsch etwas von der Sitzbank nehmen muss um eine Richtungsänderung durchzuführen. „Es fährt sich als ob man an einen Eisenwürfel zwei Räder montiert hätte.“ Nun ja denke ich: “es ist eine Italienerin die braucht nun mal etwas mehr Druck und Führung“. So gegen 18:45h komme ich Zuhause an, es wurde Zeit, mein rechtes Handgelenk schmerzt. Die Laverda besitzt ein Sicherheitspacket, das ich in dieser Form bei noch keinem Motorrad gefunden habe. Um Gas zugeben muss man ordentlich am Hebel ziehen. Wenn man dann nach längerer Fahrt erschöpft ist, lässt dich deine Laverda nur noch so schnell fahren wie du noch Kraft in deinem rechten Arm hast. Ich stehe unten in meiner Garage und trinke ein Tannenzäpfle auf diese: „Fantastico, Rapiditá, suono Grido e bella Italiana.“
Nachdem ich mich ein wenig ausgeruht habe, mache ich mich an die Versorgung der Italienerin. Ich kann es kaum glauben, der Tank lässt sich einfach so abnehmen: „wie eine rassige Italienerin die Ihren BH abnimmt, um Ihre Brüste zu zeigen“, zeigt mir die Laverda ihr Herz.
Schnell ist der Fehler gefunden, warum das Licht nicht brennt und die Ochsenaugen nicht blinken. Eine Steckverbindung hatte sich losgerüttelt.
Heute ist der 13.04.2006, ich bin seit 6:00h im Geschäft und mein Blick geht durch´s Fenster nach draußen. Es regnet noch nicht (Gott sei dank). Ich schreibe noch schnell meinen Bericht und dann um 12:00h ab nach Hause. Ich möchte eine kleine Runde mit der Laverda drehen. So jetzt aber schnell es ist kurz vor 13:00h, ich bin Zuhause und um 13:05h stehe ich bereits in meinem Lederkombi. Hoffentlich läuft sie an, was hat Andi noch mal gesagt: “Benzinhahn auf, Choke ziehen und den Zündschlüssel in diese bestimmte Position bringen AND THEN PUSH THE BUTTON.“ Sie läuft auf Anhieb. Da ist er wieder „Thor“. Hätte es damals schon Laverda gegeben, er wäre nie auf die Idee mit dem Hammer gekommen.
Ich setzte mich drauf und ab geht’s, durch eine 30iger Zone. Da fällt mir (ich weis nicht warum) das Laverdatreffen im letzten Jahr ein (ich bin da am Grill tätig gewesen). Ich schmunzle etwas, denn wenn man bei solch einem Laverdatreffen ist, erzählen die Laverdafahrer immer sehr viele lustige (teilweise wie ich dachte unglaubliche) Geschichten, was auf so einer Fahrt mit einer Laverda alles passieren kann. Ich bin an der Kreuzung zur Hauptstraße und muss halten, also vom zweiten in den ersten Gang runterschalten, Kupplung ziehen doch wo zur Hölle ist der Schalthebel? Der hängt etwas lustlos am Motor herunter, wenden und wieder zurück in die Garage (Werkstatt).
Dort ist auch dieser Fehler schnell behoben, eine Schraube M6 und eine Unterlagsscheibe und alles ist wieder an seinem Platz. Langsam glaube ich an das Abenteuer Laverda! Das Wetter hat etwas zugezogen, egal es sollen ja nur 30 Kilometer werden. Es geht los, die Vibrationen bringen mich in Stimmung, alles läuft „Klasse“. Das Wetter hält bis ich gerade in meinen Hof einfahre, dort erwartet mich schon meine Schwiegermutter (kommt das Donnerwetter doch noch?). Nein sie hat sich durch meine Motorradsammlung schon an etwas Öl auf dem Boden gewöhnt. Gut gelaunt erzählt sie mir, dass „des laute Mopped“ einige Ölflecke in die Garage gezaubert hat. Ich erkläre ihr darauf, dass dies bei Italienerinnen ganz normal sei, die seien immer scharf und deshalb etwas feucht Untenrum, sie zieht etwas murmelnd von dannen.
Ich lege mich mal darunter und sehe mir das genauer an. Ach ja 3 Dichtungen übereinander: „Andi wie beim Verhüten, 1 Gummi reicht“
Heute ist der 15.04.2006 und um 10:00h geht´s zu einem Freund wegen der Vorderbremse. Jetzt ist es 11:00h und die geht immer noch nicht richtig. Das Problem liegt wohl am Hauptbremszylinder, den bekommen wir aber heute nicht mehr hin. „Was soll´s denk ich mir, fahren kann man ja trotzdem.“ Also ab auf die Piste! Alles ist da wo es sein soll und funktioniert, ich bin zufrieden. Nach einer Stunde komme ich beim Lochenpass vorbei, Blinker rechts und hoch geht´s. Oben angekommen will ich eine kleine Pause machen. Einige Biker sind auch schon da, unter anderem eine Gruppe Ducatifahrer. Nach ca. 5 Minuten kommt einer rüber und meint „Könntest Du wohl noch mal kurz hochfahren, ich hätte da nämlich eine Filmkamera dabei und wir würden gern mal so ne Laverda auf Bild und Ton bannen.“ Nett wie wir Schwaben nun mal sind, warum nicht? Maschine an und los. Auf halber Strecke wende ich und fahre wieder Bergauf. Nun gebe ich ihnen mal was sie wollen, 4 dann 3 und runter in den 2 Gang, Knie raus, Arsch von der Sitzbank und rein in die Kurve. Jetzt filmt nicht nur einer, zu siebt oder zu acht stehen sie nun an der Kurve und filmen. Wie kleine Kinder denen man etwas Süßes gibt stehen sie da und es leuchtet in ihren Augen. Oben drehe ich um und fahre wieder Talwärts. Die haben das gehört und weiter geht´s mit der Filmerei. Sie jubeln und strecken die Daumen nach oben, „Andi deine 1000 RGS bringt´s voll,“ denke ich mir und fahre weiter. Als ich wieder Zuhause ankomme muss ich erstmal meine Knochen sortieren. Ich war jetzt zwei Stunden unterwegs und merke jeden einzelnen. Also das macht Laverda fahren aus, was auch erklärt warum Ramona, Andi´s Frau, eine Massageliege Zuhause hat. Nach einer ausgiebigen Pause mache ich mich fertig für die letzte Fahrt mit der Laverda. „Zurück in den Stall zu Andi, der hat dich bestimmt schon vermisst“ sag ich zu der kleinen Italienerin und ab geht´s. Die letzte Fahrt macht mich etwas nachdenklich „eigentlich schon geil so ne Laverda“, aber da sind sie auch schon wieder die Schmerzen in den Handgelenken und im Rücken. Nun bin ich am Ziel, bei Andi vor der Garage. Er fragt wie es so war? Ich erzähle all meine Abenteuer die ich auf den knapp 250 Kilometern erlebt habe. Er meint: „So ist das mit der Laverda, da fährt man noch richtig Motorrad“ und ich glaube, ich habe verstanden was er meint.
Zum Abschluss kann man nur sagen: „Wer eine Laverda fahren will muss sie mit ganzer Seele lieben, ein guter Schrauber mit technischem Verständnis sein und man braucht eine Frau, die einem die Bandscheiben nach der Fahrt wieder zurückmassiert wo sie hingehören.“ Alles in allem habe ich mich in die zeigefreudige, unten rum immer feuchte und ständig nach Führung fördernde Italienerin verliebt. Bis zum nächsten mal. Euer „Zucke“….
Bericht Oliver Zwick